In jedem Anfang 

liegt

die Ewigkeit




HUGO VON HOFMANNSTHAL

Blog

01_10_2024

er regnet in strömen. auch das muss einmal sein. der liebste ist beschäftigt. das seitenfenster ist undicht. verkleidung, matzratze und leintuch sind nass. ein handwerker im "haus" - was für ein segen. ich gehe derweil im regen zur post und schicke nachrichten und ein kleines geschenk in die heimat. und ich habe zeit zum schreiben, zum lesen. und den schadenfall an unserem dachfenster der versicherung zu melden. wir sind beschäftigt - und das ist gut.  


28_09_2024

langsam geht alles zu ende, was wir mitgenommen haben von zuhause. der honig aus hefenhofen, den mir meine nachbarin zum abschied mitgegeben hat. die teigwaren. auch ein geschenk einer nachbarin. das fleischgewürz vom freund. das handy geschirrspülmittel. die salatsauce mit dem feinen weissen traubenbalsamico vom kressibucher. und natürlich die schokolade. allerdings, weil wir sie verschenkt haben bei einer begegnung vor der "laverie". dann gibt es gegenstände, die ich unbedingt mitnehmen wollte, weil ich dachte, ohne die könne ich nicht auf reisen gehen. meine kaffeetasse. mein frühstücksmesser. mein schminkzeug. doch heute merke ich, mein alltag ist ein anderer. die umgebung ist immer wieder eine andere. ich kann gut auf dinge verzichten, die mir vorher scheinbar so wichtig waren. und das ist gut.


22_09_2024

so viele tage nicht mehr geredet. nur mit meinem liebsten. heute wurde ich beschenkt. ein klopfen an unser fenster. jemand hat unsere tg-autonummer erkannt. thurgauer, die hier in der bretagne leben. small talk. aber der kreis schliesst sich. wir kommen näher. und erkennen: wir kennen uns. gut sogar. wir haben viel gemeinsam erlebt. nur ist es sehr lange her. wohl fast fünfzig jahre.  one way -  jugendgruppe. spaghettiessen. lager. gitarre und singen. tiefe freundschaft. wir lachen. reden. verabschieden uns, ohne adressen auszutauschen. in der nacht wälze ich mich. erinnerungen kommen hoch. und die sehnsucht nach einem weiteren gespräch. doch unsere reise geht weiter. zurück bleibt eine tiefe dankbarkeit für eine begegnung, die von höherer hand vorbereitet wurde. über tausend kilometer von zuhause entfernt. ein wiedersehen in einem kleinen dorf. das kann nur ein wunder sein.


21_09_2024

ich staune, wie schnell man abgeschnitten ist vom alten leben. zuhause geht das leben weiter. vieles erlebe ich nicht mit. bin aussenstehende. zuhörende. ich bin weit weg. ich kann nicht teilnehmen. ich kann nicht anteil nehmen. es ist gut. die entfernung hilft. aber es hat auch etwas unwiderbringliches, das verloren ist. freunde verlassen ihr haus. ziehen in eine neue stadt. ich werde nicht mehr in dieses haus eintreten können. ich werde nicht durch den wilden garten gehen können. fremde wohnen jetzt dort. und ich bin nicht teil von der neuen wohnung. ich habe keine bilder vor augen. sie bauen ihr leben auf an einem neuen ort. dieser ort ist mir fremd. irgendwann werde ich in diesen wohnraum eintreten und er wird mir fremd sein. weil ich nicht teil der veränderung war. und diese zeit ist unwiderbringlich. und dann sind da meine freunde. jede woche habe ich mit ihnen gefeiert. das ende der woche. ich habe anteil genommen an ihrem leben. wir haben uns einander anvertraut. ein mensch ist gestorben. ich bin nicht bei ihnen. und die kinder. die enkelkinder. ich konnte ihre fortschritte miterleben. ich habe den alltag mit ihnen geteilt. ich konnte anteil nehmen an ihrem wachsen. an ihren erlebnissen. ich kannte ihre freunde. sie klettern auf die baumhütte und ich stehe nicht mehr angstvoll unten. ich bin weit weg. sie feiern feste und ich bin nicht da. ihr leben geht weiter. meines bleibt stehen. auch wenn ich in bewegung bin. immer weiter. immer langsamer. geniessen. wilde landschaften. liebliche täler. malerische dörfer. und das meer. die wellen. die weite. die freiheit. ich gehe durch die heidelandschaft. heide - und meer - was will ich mehr.


17_09_2024

alles touristische meiden wir. meistens. heute nicht. le mont-saint-michel, das muss einfach sein. was für künstler diese menschen waren, die vom 9. bis 15. jahrhundert auf dieser felseninsel gebaut haben. schauen. staunen. und dann dem touristenstrom entfliehen.


12_09_2024

wir freuen uns. wir fahren mit dem camper. mit dem velo. und staunen über das rücksichtsvolle miteinander auf der strasse. zuvorkommend. vorsichtig. kein hupen. kein händeverwerfen, wenn wir suchend und langsam nach strassenschildern suchen. frankreich ist ein freundliches land. lieblich. friedlich. wir sind nicht blauäugig. wir wissen um die probleme. aber wir sind dankbar für das gute, das uns entgegenkommt.


10_09_2024

wandern an der alabasterküste. 140 kilometer lang kalkhaltige klippen zwischen der mündung der seine und der somme. zum ersten mal in meinem leben stehe ich am rand von klippen und schaue auf die felsen. das schäumende meer. eine weitwanderung. das wär's. wenn nur meine füsse mitmachen würden und die verdickten mittelfussnerven nicht diese brennenden schmerzen verursachen würden. ja. dann würde ich in der normandie wandern von le tréport bis nach le havre. und dann weiter auf dem zöllnerpfad in der bretagne. 


08_09_2024

ich sehe das meer. kalt und stürmisch. schwere wolken. ich stehe im wind. glücklich.


02_09_2024

ich schaue in den kalender meines handys. hat es das schon einmal gegeben? keine ereignisse. lese ich. ein leerer kalender. keine termine. keine erinnerungen. einfach leben. einfach weiterziehen. nichts tun müssen. ausser für genügend wasser sorgen. für brot und wein. und bier für den liebsten. gas und diesel, das brauchen wir auch. und einen ort zum entsorgen. einfaches leben.


30_08_2024

irgendwann muss die entscheidung fallen. die entscheidung zu gehen. loszulassen. es ist fast alles gepackt. geräumt im estrich unseres hauses. es wird weiter gelebt darin. es wird gepflegt. wir lassen unsere lieben zurück. die kinder. die enkelkinder. die mütter. die freundinnen und freunde. den garten. wir hätten ein abschiedsfest feiern können. aber das haben wir nicht. wir gehen. ohne uns von allen zu verabschieden, die uns wichtig sind. tränen kann ich jetzt nicht brauchen. das herz weint auch so.