In jedem Anfang

liegt die Ewigkeit



HUGO VON HOFMANNSTHAL

Blog

04_12_2024

heute sind wir getrennt unterwegs. dani mit dem bike auf unbefestigten wegen. ich mit meinem bike auf befestigten wegen. ich stehe an einem felsvorsprung an einer steilküste. ich begegne einem jungen paar. ein schwerer rucksack. wanderschuhe. sie gehen wohl den pilgerweg nach santiago de compostela. oder den fischerpfad von s. tores bis nach luz. über 200 km wilde küste. dem atlantik, den klippen entlang. manchmal auf sandigem boden. manchmal über felsen. und manchmal durchs buschland. und ich? nach einem vormittag fahren entlang der küstenwege, der gepflügten felder, durch buschland und wälder stehe ich irgendwo an einer kreuzung - weit und breit kein anhaltspunkt, wo ich bin. ich versuche, mich auf googlemaps zu orientieren. da kommt ein biker dahergefahren. dani. unzählige abzweigungen,  wege, und dann treffen wir uns. an einer kreuzung, wo wir noch nie waren und die wir wohl nie mehr finden würden. wir trennen uns wieder und fahren wieder unsere eigenen wege. viele kilometer später begegne ich dem jungen paar noch einmal. die welt ist klein. und immer wieder gibt es begegnungen, die wir weder erwartet noch herbeigeführt haben. sie kommen uns einfach entgegen.

27_11_2024

lissabon - eine wunderschöne stadt. sie wird mir in erinnerung bleiben. der wind bläst durch die engen gassen. bei den essbuden an den weihnachtsmärkten sitzen die menschen an der sonne. strassenkünstler und musiker lassen uns innehalten. doch nun sind wir dem trubel der grossstadt entflohen. einfach nur stille. korkeichenwäler. still liegt der see vor uns. kein wind kräuselt das wasser. nachts ein sternenhimmel. und da stehe ich in der kalten nacht und spüre, wie trotz dieser schönheit, trotz der vielen eindrücke, ein wenig heimweh aufkommt.

24_11_2024

wir stehen mitten auf der praça do comércio in lissabon. in belém geniessen wir pastéis de belém. bestaunen das mosteiro dos jerónimos, gehen durch den jardim botânico tropical. abends findet die inauguração das iluminações de natal statt. mit tausenden von menschen staunen wir über den beleuchteten weihnachtsbaum und gehen durch die weihnächtlich beleuchteten strassen. wir werden gedrängt, bedrängt. mein bruder sagt, wenn er an portugal denke, dann denke er an porto. wenn ich einst zurückschauen werde, woran werde ich denken? auch an porto? oder an lissabon? oder an das meer? oder die eukalyptus- und korkeichenwälder? oder an den schmutz? die dörfer und vorstädte ohne charme? oder an die kurzen begegnungen mit menschen?

22_11_2024

nazaré - der ort, an den die meisten menschen reisen, weil sie einmal die höchsten wellen weltweit bestaunen wollen. auch wir. aber das meer liegt ruhig vor uns. wir haben schon höhere wellen gesehen. die gigantischen wellen an der praia do norte ziehen surfer aus der ganzen welt an. in der festung forte de san miguel arcanjo  sind surfbretter der weltbesten surfer ausgestellt. aus den zitaten der surferinnen und surfer spürt man die faszination, ihren respekt vor der gewaltigen natur, ihren mut und ihre überwindungskraft, aber auch ihre ängste. sie sind sich der gefahren bewusst und doch zieht es sie hinaus aufs meer. weit draussen sehe ich sie. wie kleine punkte in der wilden see. wartend auf ihre welle. 

17_11_2024

seit wir auf reisen sind, schreibt mir eine kollegin immer wieder einmal: «hüt isch im fall mittwoch!», oder «hüt isch im fall friitig!». ich schaue nicht mehr in den kalender. es gibt keine to-do-liste mehr. welcher wochentag ist, spielt keine rolle. es ist tag. es wird abend. es wird nacht. und es wird wieder tag. es gibt tage, da bin ich reisemüde. zu viel neues. zu viele eindrücke. darum liegen wir heute am strand. der sand ist warm. der wind ist kühl. das meer ist wild. und das tosen der wellen übertönt jeden anderen laut.

13_11_2024

am morgen noch lagen wir in den heissen quellen, haben aquis querquennis bestaunt und am abend sind wir bei strömendem regen angekommen in braga. wir haben die grenze spanien-portugal in einer wilden berggegend überfahren. wieder in einem fremden land. mit einer uns fremden sprache. sich verloren fühlen. und sich langsam wieder zurechtfinden. und immer neue wege betreten. wege, die wir noch nie gegangen sind. wege, die wir wohl nie mehr gehen werden.

11_11_2024

wir stecken fest. die satelliten-schüssel fährt nicht mehr ein. so können wir nicht weiterfahren. dani klettert aufs dach. montiert das teil ab. und acht stunden später ist der fehler gefunden, die satelliten-schüssel wieder montiert. so ein geschenk. und wir bekommen heute noch ein weiteres geschenk. wir gehen abends auf die plaza major in rabadavia. alle tischchen der bar sind besetzt. wir setzen uns zu einem alten mann. bestellen zwei vermut. ein gespräch ist nicht möglich. dank der übersetzungsapp tauschen wir einige sätze aus, bevor der mann bezahlt und sich mit einem kurzen gruss verabschiedet. als wir bezahlen wollen, sagt uns der barkeeper, unsere getränke seien bereits beglichen. eine kurze begegnung, einige worte, ein lächeln und dann das unerwartete. es sind solche begegnungen, die uns wie ein geschenk des himmels entgegenkommen und unserer reise einen sinn geben.

10_11_2024

manche pilger ziehen von santiago de compostela weiter bis zum cap fisterra. geschichtlich wurde dieses kap für das westliche ende der welt gehalten - finis terrae -, lese ich bei wikipedia. es ist ein aussergewöhnlicher ort. beschriftete steine, schuhe, wanderstöcke werden abgelegt am kreuz unten am fels. abends zieht nebel auf und wir schlafen ein beim schein des leuchtturms.

08_11_2024

endlich in santiago de compostela. ob ich wenigstens die letzten kilometer zu fuss gegangen bin, fragt mich ein freund. aber das kann ich nicht. ich wäre mir vorgekommen wie eine heuchlerin. wenn schon, dann recht. aber dafür geht mir das erhabene gefühl abhanden, das die pilger erleben. die einen sitzen an säulen gelehnt, andere liegen erschöpft am boden, wieder andere gehen leichtfüssig über den platz. was haben diese menschen erlebt? was geht in ihnen vor? mir fehlen die gespräche. meine unbeantworteten fragen schweben über mir. ich gehöre nicht zu den überwinderinnen. ich gehöre zu diesen touristen. und die werden bedient in souvenirläden, die sich aneinander reihen. ich möchte alleine sein mit meinen gedanken. alleine in der messe sitzen und den weihrauchkessel schwingen sehen. mich einhüllen lassen in den rauch und den duft des weihrauchs. aber der weihrauchkessel schwingt nicht. und weihrauch für meinen bruder finde ich auch nicht.

06_11_2024

ein dorf, ohne charme, schmucklose häuser, finstere gesichter, schmutz und abfall - da senkt sich der blick und entdeckt wunderschöne muster, da hebt sich der blick und sieht die sanften hügel galiziens, ein zitronenbäumchen und wird überrascht mit einem liebevoll servierten kaffee…

01_11_2024

o cabreiro - was für ein eindrücklicher ort mit seinen strohbedeckten steinhäusern. ein ort, wo sich pilger ausruhen von dem anstrengenden aufstieg hier hinauf. morgen werden sie weiterwandern auf ihrem weg nach santiago de compostela. von hier aus sind es noch 157 kilometer. wir bewundern sie. und sind gleichzeitig dankbar für unsere "einzimmerwohnung" auf rädern.

30_10_2024

wir sind wieder einmal in einer stadt. in leòn. und ich mache das, was mir unvorstellbar war bis anhin. wir steigen in eines dieser touristenzüglein, die mich an den jahrmarkt erinnern, und lassen uns durch die stadt fahren. ich schäme mich. und doch muss ich gestehen - wir bekommen einen ersten über- und einblick in die stadt. und am nachmittag und abends sind wir dann zu fuss unterwegs und wissen, was wir anschauen möchten. wir kennen uns schon fast ein bisschen aus. und das dank der ausfahrt in diesem lächerlichen touristenzüglein. 

29_10_2024

heute scheint wieder einmal die sonne. wir sind in carrizo de la ribera. auf dem stellplatz - eine grosse wiese mit allen dienstleistungen, die camper brauchen (trinkwasser tanken, grau- und schwarzwasser entsorgen, abfallcontainer und das erst noch alles kostenlos) - sind wir die einzigen. die meisten camper sind wohl schon weiter in den süden gefahren. eine gute gelegenheit, wieder einmal einen grossputz zu machen. also nicht ich - dani macht das ;-) ich erledige derweil das administrative, schreibe meinen liebsten, lese zeitung. 

27_10_2024

heute fahren wir landeinwärts - von ajo nach potes. über pässe. durch kastanienwälder. im nebel. auf dem puerto de palombera hat es gerade 6 grad. und es regnet. ohne unterlass. eine gute gelegenheit, in potes eine lavanderia aufzusuchen und wieder einmal wäsche zu waschen. neben uns auf dem stellplatz steht einem paar mit seinem schäferhund. wir sind uns schon einmal begegnet auf unserer reise. es gibt so viele stellplätze, so viele ortschaften, so viele möglichkeiten, in den süden zu reisen. und dann begegnet man einem menschen ein zweites mal. das kann kein zufall sein. es ist ein geschenk. auch wenn es nur ein paar wenige worte sind, die wir wechseln.

26_10_2024

wir sind in ajo angekommen. es regnet. wir wandern trotzdem auf dem camino de faro zum leuchtturm faro de ajo. der steile, schmale, unwegsame pfad  hoch über den klippen, immer das tosende meer im blick, ist eine herausforderung. aber die aussicht entlohnt die mühe. ohne die helfende hand meines liebsten hätte ich diesen weg nicht geschafft. unsere schuhe sind nass. wir sind müde. das ankommen im camper tut gut. bei einem glas rioja erholen wir uns. wie gut, eine heizung im camper zu haben. und alles andere, was wir brauchen.

24_10_2024

bilbao. wieder einmal eintauchen in eine grosse stadt. mit dem citybus die stadt erkunden. das guggenheim museum besuchen. vom reduzierten eintrittspreis für pensionierte profitieren. in der altstadt sitzen und menschen beobachten. ihnen zuhören, ohne etwas zu verstehen. keinen mut zu haben, die metro zu benutzen. und dann auch das elend sehen, das sich in einer stadt besonders offenbart - ungerechtigkeit, prostitution, armut, drogensüchtige, menschen, die in den abfallcontainern wühlen, schmutz. und wenige schritte weiter wunderschöne parks, alleen, cafés. wir nehmen den bus rauf zum stellplatz, von wo wir einen atemberaubenden blick auf die stadt haben. und dann fahren wir weiter, der nordküste spaniens entlang. meer. schroffe felsen, die steil ins meer hinab reichen. weite. strahlendblauer himmel. schmale küstenwege. einfach gut.

20_10_2024

ich erinnere mich an eine reise. vor langer zeit. nach ungarn, in ein land, dessen sprache ich nicht kenne. nun sind wir in spanien. im baskenland. wir verstehen kein wort. alles ist in baskisch angeschrieben. alles ist uns fremd. das vertraute von frankreich ist hier nicht mehr. wir müssen uns zurechtfinden. das ist spannend. aber nicht einfach. und manchmal beängstigend. mein datenvolumen ist aufgebraucht. werden wir plätze finden, wo wir ruhig übernachten können? werden wir uns zurechtfinden? 

18_10_2024

ich stehe am "plage des océanides" in capbreton. drei meter hohe wellen rollen auf mich zu. fast ein wenig beängstigend. ich beobachte die wilden gleitschirmflieger, die an den meterhohen sanddünen entlang, über unsere köpfe und übers meer fliegen. schwerelos, wie adler im aufwind. eine junge, zierliche  frau mit wilden rastalocken kämpft. gegen den wind. mit den leinen. immer wieder fällt der hauchdünne stoff zusammen. dann bäumt sich der stoff wieder auf im starken wind und die frau kämpft in den tragegurten. wird mitgerissen. fällt. sie wird durch den sand gezogen. sie kämpft sich immer wieder hoch. manchmal sitzt sie einfach im sand. dann rollt eine riesige welle an den strand und ihre füsse und ihr gleitschirm werden nass. sie kämpft weiter. der stoff verfängt sich in dem holzzaun, der die düne schützt. sie kämpft weiter mit den leinen, mit dem stoff, der immer wieder hochgerissen wird vom wind. abends sehe ich sie nach erfolglosem kampf an der steilen düne sitzen. ob sie weint? sie steht auf. packt den ganzen stoff unter ihre arme und kämpft sich die düne hoch. alles ist voller sand. der stoff. ihr rucksack. ihre kleider. ich treffe sie bei der dusche, wo sie den sand abwäscht von sich, von ihren sachen. ich gehe zu ihr hin. "tu es une combattante. même si tu auras encore beaucoup de combats dans ta vie - du vaincras!"

17_10_2024

zwei männer arbeiten an unserem camper. und  dani hilft mit. es hat aus kübeln gegossen. und wieder regnet es bei einem seitenfenster rein. und das oblicht im bad hat einen schaden. wir haben uns entschlossen, auf der sicheren seite zu sein und gleich beide oblichter zu ersetzen. wir sind schliesslich noch lange unterwegs. wasser im camper können wir nicht gebrauchen. wir sind dankbar für hilfsbereite und fleissige fachmänner.

15_10_2024

am lac de biscarrosse et parents - ein see mit sandstrand - und dann zieht es mich wieder an den atlantik. ich kann mich nicht sattsehen an den heranrollenden wellen. an den wolkenbildern. den lichtspielen auf dem weiten meer. der ort ist ausgestorben. zeichen von hohem touristenstrom in der hochsaison. die meisten restaurants und bars sind geschlossen. "au revoir l'année prochaine!", lese ich an der eingangstür eines restaurants. und wir sind hier. mit ein paar surfern. jung. kräftig. mutig. mögen die wellen sie sicher ans land tragen.

11_10_2024

den atemberaubenden blick über die bucht muss man sich erkämpfen. steil geht es hoch durch den tiefen sand an der "dune du pilat". ich beobachte eine möwe, die sich schwerelos im aufwind treiben lässt. ich stehe im wind. die sonne bricht durch die wolken und spiegelt sich im ruhigen wasser. aber weit draussen brechen die wellen und zeugen von der macht der flut.

10_10_2024

der sturm schüttelt uns durch. wir sitzen im camper und hoffen, dass keine herunterfallende äste unsere dachfenster beschädigen. unruhige nacht und am morgen aufwachen. dankbar, bewahrt geblieben zu sein. der sturm hat uns verschont. und dann bricht die sonne durch die wolken. eine frische brise weht. und wir brechen auf - weiter ins ungewisse.

09_10_2024

wir sitzen in unserem camper. draussen regnet es. und es stürmt. hurrican kirk ist auf dem weg aufs festland frankreichs. zeit, um zahlungen zu machen, zeitung online zu lesen, per postcardcreator karten zu versenden an unsere mütter. auch wenn in diesem sturm auch bangen aufkommen kann, bleibt auch an solchen tagen die dankbarkeit für ein dach über dem kopf, auf kleinstem raum alles zu haben, was wir brauchen. einen platz zu haben, wo wir stehen dürfen, ohne dass sich jemand aufregt, ein parkplatz vom "parc du cypressat" in cenon. er ist gleichzeitig auch ein personalparkplatz für eine institution für menschen mit einer beeinträchtigung. und niemand scheint es zu stören, dass hier ein camper steht. 

08_10_2024

bordeaux - was für eine beeindruckende stadt. über die hubbrücke "pont jacques chaban-delmas" zur "cité du vin" fahren, im "le bassin des lumières", dem grössten zentrum für digitale kunst, stehen. staunen über die spiegelungen der farben im wasser. die klänge der musik auf sich wirken lassen. auf dem "place de la bourse" sitzen und am "mirror d'eau" den skatern zuschauen.  prächtige  gebäude bestaunen, am ufer der garonne entlang fahren. für velofahrerinnen und velofahrer ein traum. grosszügige, oft sehr breite, zweispurige velowege, gut markiert. und dazu noch geduldige autofahrerinnen und autofahrer. doch es ziehen regenwolken auf. zeit, zurück nach cenon zu fahren. es gilt, tüchtig in die pedalen zu treten und einige höhenmeter zu überwinden. 

01_10_2024

er regnet in strömen. auch das muss einmal sein. der liebste ist beschäftigt. das seitenfenster ist undicht. verkleidung, matzratze und leintuch sind nass. ein handwerker im "haus" - was für ein segen. ich gehe derweil im regen zur post und schicke nachrichten und ein kleines geschenk in die heimat. und ich habe zeit zum schreiben, zum lesen. und den schadenfall an unserem dachfenster der versicherung zu melden. wir sind beschäftigt - und das ist gut.  

28_09_2024

langsam geht alles zu ende, was wir mitgenommen haben von zuhause. der honig aus hefenhofen, den mir meine nachbarin zum abschied mitgegeben hat. die teigwaren. auch ein geschenk einer nachbarin. das fleischgewürz vom freund. das handy geschirrspülmittel vom migros. die salatsauce mit dem feinen weissen traubenbalsamico vom kressibucher. und natürlich die schokolade. allerdings, weil wir sie verschenkt haben bei einer begegnung vor der "laverie". dann gibt es aber auch dinge, die ich unbedingt mitnehmen wollte, weil ich dachte, ohne die könne ich nicht auf eine lange reise gehen. meine kaffeetasse. mein frühstücksmesser. mein schminkzeug. doch heute merke ich, mein alltag ist ein anderer. die umgebung ist immer wieder eine andere. ich kann gut auf dinge verzichten, die mir vorher scheinbar so wichtig waren. wir leben ein einfaches leben. und das ist gut.

22_09_2024

so viele tage nicht mehr geredet. nur mit meinem liebsten. heute wurde ich beschenkt. ein klopfen an unser fenster. jemand hat unsere tg-autonummer erkannt. thurgauer, die hier in der bretagne leben. small talk. aber der kreis schliesst sich. wir kommen näher. und erkennen: wir kennen uns. gut sogar. wir haben viel gemeinsam erlebt. nur ist es sehr lange her. wohl fast fünfzig jahre.  one way -  jugendgruppe. spaghettiessen. lager. gitarre und singen. tiefe freundschaft. wir lachen. reden. verabschieden uns, ohne adressen auszutauschen. in der nacht wälze ich mich. erinnerungen kommen hoch. und die sehnsucht nach einem weiteren gespräch. doch unsere reise geht weiter. zurück bleibt eine tiefe dankbarkeit für eine begegnung, die von höherer hand vorbereitet wurde. über tausend kilometer von zuhause entfernt. ein wiedersehen in einem kleinen dorf. das kann nur ein wunder sein.

21_09_2024

ich staune, wie schnell man abgeschnitten ist vom alten leben. zuhause geht das leben weiter. vieles erlebe ich nicht mit. bin aussenstehende. zuhörende. ich bin weit weg. ich kann nicht teilnehmen. ich kann nicht anteil nehmen. es ist gut. die entfernung hilft. aber es hat auch etwas unwiderbringliches, das verloren ist. freunde verlassen ihr haus. ziehen in eine neue stadt. ich werde nicht mehr in dieses haus eintreten können. ich werde nicht durch den wilden garten gehen können. fremde wohnen jetzt dort. und ich bin nicht teil von der neuen wohnung. ich habe keine bilder vor augen. sie bauen ihr leben auf an einem neuen ort. dieser ort ist mir fremd. irgendwann werde ich in diesen wohnraum eintreten und er wird mir fremd sein. weil ich nicht teil der veränderung war. und diese zeit ist unwiderbringlich. und dann sind da meine freunde. jede woche habe ich mit ihnen gefeiert. das ende der woche. ich habe anteil genommen an ihrem leben. wir haben uns einander anvertraut. ein mensch ist gestorben. ich bin nicht bei ihnen. und die kinder. die enkelkinder. ich konnte ihre fortschritte miterleben. ich habe den alltag mit ihnen geteilt. ich konnte anteil nehmen an ihrem wachsen. an ihren erlebnissen. ich kannte ihre freunde. sie klettern auf die baumhütte und ich stehe nicht mehr angstvoll unten. ich bin weit weg. sie feiern feste und ich bin nicht da. ihr leben geht weiter. meines bleibt stehen. auch wenn ich in bewegung bin. immer weiter. immer langsamer. geniessen. wilde landschaften. liebliche täler. malerische dörfer. und das meer. die wellen. die weite. die freiheit. ich gehe durch die heidelandschaft. heide - und meer - was will ich mehr.

17_09_2024

alles touristische meiden wir. meistens. heute nicht. le mont-saint-michel, das muss einfach sein. was für künstler diese menschen waren, die vom 9. bis 15. jahrhundert auf dieser felseninsel gebaut haben. schauen. staunen. und dann dem touristenstrom entfliehen.

12_09_2024

wir freuen uns. wir fahren mit dem camper. mit dem velo. und staunen über das rücksichtsvolle miteinander auf der strasse. zuvorkommend. vorsichtig. kein hupen. kein händeverwerfen, wenn wir suchend und langsam nach strassenschildern suchen. frankreich ist ein freundliches land. lieblich. friedlich. wir sind nicht blauäugig. wir wissen um die probleme. aber wir sind dankbar für das gute, das uns entgegenkommt.

10_09_2024

wandern an der alabasterküste. 140 kilometer lang kalkhaltige klippen zwischen der mündung der seine und der somme. zum ersten mal in meinem leben stehe ich am rand von klippen und schaue auf die felsen. das schäumende meer. eine weitwanderung. das wär's. wenn nur meine füsse mitmachen würden und die verdickten mittelfussnerven nicht diese brennenden schmerzen verursachen würden. ja. dann würde ich in der normandie wandern von le tréport bis nach le havre. und dann weiter auf dem zöllnerpfad in der bretagne. 

08_09_2024

ich sehe das meer. kalt und stürmisch. schwere wolken. ich stehe im wind. glücklich.

02_09_2024

ich schaue in den kalender meines handys. hat es das schon einmal gegeben? keine ereignisse. lese ich. ein leerer kalender. keine termine. keine erinnerungen. einfach leben. einfach weiterziehen. nichts tun müssen. ausser für genügend wasser sorgen. für brot und wein. und bier für den liebsten. gas und diesel, das brauchen wir auch. und einen ort zum entsorgen. einfaches leben.

30_08_2024

irgendwann muss die entscheidung fallen. die entscheidung zu gehen. loszulassen. es ist fast alles gepackt. geräumt im estrich unseres hauses. es wird weiter gelebt darin. es wird gepflegt. wir lassen unsere lieben zurück. die kinder. die enkelkinder. die mütter. die freundinnen und freunde. den garten. wir hätten ein abschiedsfest feiern können. aber das haben wir nicht. wir gehen. ohne uns von allen zu verabschieden, die uns wichtig sind. tränen kann ich jetzt nicht brauchen. das herz weint auch so.